Wenn man von einem ergonomischen Bürohocker - oder auch Sitzhocker genannt - spricht, dann ist damit eine Sitzgelegenheit ohne Rücken- und Armlehne gemeint. Durch diese fehlende Unterstützung wirst Du Dich beim Sitzen freier und automatisch «aktiver» bewegen. Sogenannte 3D-Bürohocker machen es möglich, dass Du Dich in allen Richtungen bewegen kannst (360° Drehungen sowie vor und zurück Pendeln inklusive Höhenverstellung):
Ergonomischer Bürohocker, ja oder nein? Diese Pros und Contras solltest Du kennen.
Du bist Dir nicht sicher, ob Du Dir einen ergonomischen Bürohocker oder doch lieber einen klassischen Bürostuhl gönnen sollst? Die nachfolgende Gegenüberstellung der wichtigsten Vor- und Nachteile von ergonomischen Hockern sollen Dir dabei helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Aber Achtung: in diesem Artikel erläutern wir nicht, welche Modelle und Ausführungen auf dem Markt erhältlich sind.
Die wichtigsten Vorteile eines ergonomischen Bürohockers
1. Du hast weniger körperliche Beschwerden (z. B. Rückenprobleme oder Verspannungen im Nackenbereich)
Um es gleich vorwegzunehmen: zu langes und zu häufiges Sitzen gefährdet die Gesundheit. Es erhöht das Risiko für Kreislauferkrankungen und es können körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich sowie Störungen des Lymphsystems auftreten.
Die Schweizer Bevölkerung sitzt durchschnittlich 5.5 Stunden pro Tag, fast jeder Fünfte verbringt sogar länger als 8.5 Stunden sitzend am Tag. Deshalb wird auch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) regelmässiges Aufstehen und körperliche Aktivität gefördert.
Bestimmte Bürohocker – die eingangs bereits erwähnten 3D-Sitzhocker - verfügen über eine dreidimensionale Beweglichkeit. Sie regen dazu an, dass Du Dich aktiv mehr bewegst. Diese Sitzhocker sorgen dafür, dass sich Dein Rumpf und Oberkörper ständig leicht bewegen, um die Balance beim Sitzen zu halten. Es sind die kleinen Bewegungen (Mikrobewegungen), welche Deine Wirbelsäule entlasten. Das sorgt für entspannteres Arbeiten.
Zum Beispiel wird das Aufstehen damit zur Selbstverständlichkeit. Du drehst Dich auf Deinem Hocker einmal kurz um die eigene Achse und stehst auf, um beispielsweise zum Drucker zu gehen. Und Zack – schon wieder ein regelmässiges Aufstehen erledigt – so einfach geht das!
2. Du kannst Dich besser konzentrieren
Bestimmte Bürohocker wie beispielsweise 3D-Sitzhocker oder Pendelhocker fördern und unterstützen Dich dabei, konzentrierter zu arbeiten.
Ein Pendelhocker zeichnet sich durch eine abgerundete Bodenplatte bzw. -sohle aus, der dreidimensionale Bewegungen ermöglicht. Das bedeutet, es sind Pendelbewegungen vor und zurück sowie auch Drehungen um die eigene Achse möglich (sprich Drehungen um 360°). Ausserdem sorgen diese Hocker dafür, dass Du fast wie automatisch in aufrechter Haltung sitzt.
Die Blutzirkulation wird durch das aktive und aufrechte Sitzen angeregt. Das wiederum sorgt dafür, dass Dein Gehirn mehr Sauerstoff erhält und das Lymphsystem wird entlastet. Somit kannst Du Dich nicht nur besser, sondern auch länger konzentrieren.
3. Deine Muskulatur wird durch dynamisches Sitzen gestärkt
Training beim Sitzen – hört sich spannend an, oder? Das funktioniert tatsächlich, denn mit einem Sitzhocker sitzt Du automatisch dynamisch. Jede noch so kleine Bewegung spricht einzelne Körperteile und Muskeln an. Wenn Du beispielsweise nach vorne und hinten wippst, stärkst Du damit Deine Bauch- und Rumpfmuskulatur, ohne Dich dabei bewusst anzustrengen.
Aber aufgepasst: wenn Dein Körper dieses aktive Sitzen noch nicht gewohnt ist, solltest Du Dich langsam an das Sitzmöbel gewöhnen. Es kann sein, dass Du sogar Muskelkater bekommst, da plötzlich ganz andere oder mehr Muskeln beansprucht werden. Deshalb empfehlen wir Dir, das «Sitztraining» mit einem Bürohocker langsam innert 1 bis 2 Wochen aufzubauen.
4. Du sparst Dir Platz
Bürohocker sind sehr handlich, relativ leicht und kompakt im Design. Weil sie keine Rücken- und Armlehnen haben, lassen sie sich perfekt ganz einfach unter dem (Büro)Tisch verstauen. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Bürostuhl sind sie deshalb platzsparender.
5. Du kannst den Bürohocker sehr vielseitig einsetzen
Gerade weil die meisten Hocker sehr handlich sind, werden sie auch gerne für andere Zwecke verwendet. Zum Beispiel sind sie praktisch im Homeoffice, wenn kurzfristig Gäste kommen, dann hast Du jederzeit eine zusätzliche Sitzmöglichkeit zur Hand.
Bestimmte Modelle können in der Sitzhöhe so hoch eingestellt werden, dass diese auch als Stehhilfe verwendet werden können. Die Stehhilfe kann beispielsweise an Stehtischen, während Vorträgen oder sogar zu Hause zum Bügeln verwendet werden.
Die wichtigsten Nachteile eines ergonomischen Bürohockers
1) Für stundenlanges Sitzen ist ein Bürohocker weniger geeignet
Gerade weil ein ergonomischer Hocker aktives Sitzen fördert und fordert, kann das gleichzeitig auch anstrengender sein als Sitzen auf einem herkömmlichen Bürostuhl. Aufgrund der fehlenden Rückenlehne findet kaum Entlastung statt, die bei einem passenden Bürostuhl gegeben ist.
Wird der Sitzhocker nicht ausdrücklich für einen Arbeitstag von 8 Stunden empfohlen, ist er auch nicht für lange Arbeitstage geeignet. Doch ausgerechnet Du zählst Dich zu den «Vielsitzern» und suchst eine Lösung für entspanntes Arbeiten? Dann ist der Bürohocker eine äusserst sinnvolle Ergänzung zum Bürostuhl. Denn der Trend verlagert sich vielmehr zum Zweitstuhl in Kombination mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch.
2) Bestimmte Modelle benötigen zwingend eine Gummimatte
Sitzhocker mit einem Holzteller erfordern zwingend den Einsatz einer zusätzlichen Gummimatte, sofern dieser Hocker auf harten Böden (Parkett oder Beton) gestellt wird. Ansonsten läufst Du Gefahr, dass der Boden darunter leidet. Beachte hier die Hinweise der jeweiligen Hersteller.
3) Qualität hat ihren Preis
Ein qualitativ hochwertiger und ergonomischer Bürohocker hat seinen Preis – keine Frage. Allerdings sollte Dir Deine Gesundheit diesen Preis wert sein. Auf der anderen Seite kannst Du Dir viel Zeit und Ärger sparen, weil Du nicht ständig aufgrund körperlicher Beschwerden zum Arzt oder Therapeuten gehen musst. Endlich kannst Du Dich auf die schönen Dinge im Leben konzentrieren. Denn dank gesunder Arbeitshaltung fühlst Du Dich vitaler und weniger verspannt. Diese Investition in Deine Gesundheit zahlt sich langfristig aus. Ein guter Turnschuh kostet schliesslich auch sein Geld und hält nicht wie ein Bürohocker jahrelang…
Falls Du Dir gerade unmöglich einen neuen Bürostuhl leisten kannst, dann schau Dich doch nach einem gebrauchten Sitzmöbel um. Vielleicht gibt es auch Testmodelle beim Händler oder im Online-Shop, die günstiger verkauft werden. Allerdings musst Du dann vermutlich auch auf die Garantie verzichten…
4) Lass Dich beraten bei bestimmten gesundheitlichen Beschwerden
Falls Du unter orthopädischen Beschwerden (z. B. Hüftdysplasie, Schleudertrauma, Bandscheibenvorfall etc.) leidest, solltest Du Dich idealerweise von einem Physiotherapeuten beraten lassen.
In diesem Falle sind möglicherweise nicht alle Sitzhocker für Dich geeignet.
Falls Du an den Folgen eines Unfalls an körperlichen Beeinträchtigungen leidest, könnten die Kosten für ein geeignetes Sitzmöbel zumindest teilweise übernommen werden (falls Dein Arbeitgeber die Kosten dafür nicht übernimmt). Hier lohnt sich eine entsprechende Abklärung durch einen Physiotherapeuten und der zuständigen Stelle (IV oder UVG).
Fazit: Ergonomischer Bürohocker – ja oder nein? Meine ehrliche Meinung.
Aus gesundheitlichen Gründen ist ein ergonomischer Hocker absolut sinnvoll, weil Du dadurch Verspannungen und Fehlhaltungen vorbeugst. Du kannst Deine Sitzposition immer wieder ändern: eine Anforderung, die ergonomische Bürohocker sehr gut erfüllen. Ausserdem macht ein zusätzlich bewusstes Wippen mit dem Bürohocker auch einfach Spass und lockert Deinen (Büro)Alltag etwas auf.
Die Anforderungen an einen Hocker sind natürlich auch abhängig davon, für was Du diesen einsetzen möchtest. So macht es beispielsweise für eine/n Coiffeur:in oder Kosmetiker:in durchaus Sinn, einen Hocker auf Rollen zu erwerben. Im Büro oder Home-Office hingegen würde ich bewusst auf Rollen verzichten, damit Du Dich mehr bewegst. Ausserdem empfehle ich darauf zu achten, dass der Hocker höhenverstellbar ist. So kann auch mal ein Kollege oder eine Kollegin drauf sitzen und die passende Sitzhöhe individuell einstellen.
Wie bereits erwähnt, ist ein Sitzhocker für einen sehr langen Arbeitstag weniger geeignet. Absolut perfekt ausgestattet wärst Du natürlich, wenn Du einen Bürohocker in Kombination mit einem Bürostuhl und einem höhenverstellbaren Schreibtisch verwendest. So arbeitest Du absolut dynamisch und gesund: Du kannst dabei verschiedene Sitz- und Stehhaltungen einnehmen, das steigert Dein persönliches Wohlbefinden.
Mein Tipp:
Wähle eine pfiffige Farbe für das Sitzpolster aus, so hast Du zusätzlich einen Hingucker in Deinem Büro oder Home-Office! Denn es gibt tatsächlich auch ergonomische Hocker, bei denen Design und Ergonomie zusammen passen 😉
Wie wertvoll findest Du diesen Beitrag zu ergonomischen Hockern? Hättest Du Dir zu einem Thema mehr Informationen gewünscht? Falls ja, dann schreib mir sehr gerne ein Nachricht oder kommentiere es direkt unten im Beitrag.
In diesem Sinne wünsche ich Dir, dass Du die richtige Entscheidung treffen kannst.
Auf gesundes und bewegtes Sitzen!
von Silvia Bachschmid
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